Montag, 10.12.2018

"Wir haben eine Riesenchance"

VfR-Cheftrainer Serkan Secerli im Interview

(dp/sw) Die 1. Mannschaft des VfR Mannheim befindet sich in der Winterpause und belegt zum Abschluss des Jahres den 3. Platz der Verbandsliga Nordbaden mit 2 Punkten Rückstand auf die beiden punktgleichen Teams aus Sandhausen und Gartenstadt. Ein guter Zeitpunkt für ein Interview mit dem VfR-Cheftrainer Serkan Secerli, das Dustin Paczulla aus dem VfR-Medienteam geführt hat.

Hallo Serkan, die Hinrunde plus 2 Spiele sind vorbei. Wie fällt Dein Fazit aus?

Serkan Secerli: "Offen gesprochen: Wir haben einen starken Kader beisammen. Umso enttäuschender war es auf der einen Seite, dass wir im Pokal, ohne unsere tollen Leistungen zu belohnen, ausgeschieden sind. Umso schöner auf der anderen Seite ist es, dass wir zur Winterpause nur 2 Punkte von der Tabellenführung entfernt sind – und das trotz einiger Verletzungen und der Tatsache, das sich unser neu formiertes Team erst einmal finden musste. Wir hatten richtig gute Spiele wie gegen Durlach-Aue oder in Sandhausen, aber auch schlechte Partien wie gegen Bilfingen, Weinheim und Gartenstadt. Wir stehen insgesamt ordentlich in der Verbandsliga da. Es geht eng zur Sache, es kann schnell nach oben und auch nach unten gehen. Wir haben eine Riesenchance in der zweiten Halbserie. Der 1. Platz wäre natürlich ein Traum, aber wir machen nicht den zweiten Schritt vor dem ersten. Wir haben einige im Team, die das schon einmal erlebt haben und diese Erfahrung innerhalb der Mannschaft weitergeben. Wenn man alles zusammenfasst, fällt das Fazit positiv aus. Es kann aber noch positiver enden, wenn wir alle weiterhin am Ball bleiben und unser Potenzial ausschöpfen. Wir brauchen allerdings auch das Glück, dass niemand gesperrt wird oder sich verletzt."

Seit Juli 2018 bist Du Chef-Trainer unserer Rasenspieler. Dein bisheriges Resümee?

Secerli: "Ich bin im Sommer angetreten, als der Verein nach dem erneut verpassten Aufstieg einen bitteren Rückschlag verarbeiten musste. Zudem hatte ich keinen guten Start mit nur drei Punkten aus drei Spielen. Die Anfangsphase war deshalb ein bisschen stressig. Es ist uns dann aber schnell gelungen, aus den vielen Neuzugängen eine Einheit zu formen, die mit viel Leidenschaft für unseren VfR spielt. Genau das war auch mein erstes Ziel. Identifikation mit dem Verein halte ich für ganz, ganz wichtig. Die Zuschauer müssen merken, welche Werte in dieser Mannschaft stecken. Mit der richtigen Mentalität können wir in bestimmten Situationen auch mal den ein oder anderen spielerischen Mangel kompensieren. Nach den Startschwierigkeiten haben wir uns im Laufe der Runde stabilisiert und konnten die positive Entwicklung mit sieben ungeschlagenen Spielen in Serie krönen. Die drei Niederlagen im November haben uns nicht aus der Bahn geworfen. In einer Liga, die so ausgeglichen ist, wie schon seit vielen Jahren nicht mehr, haben wir den verschärften Konkurrenzkampf angenommen und uns in eine gute Position gebracht. Dadurch bin ich durchweg positiv gestimmt."

Wie wurdest Du beim VfR aufgenommen und wie ist Dein Kontakt zu unseren Fans?

Secerli: "Ich bin gut aufgenommen worden und fühle mich wohl. Zu Beginn war die Skepsis der Fans zu spüren, was sich aber mit der laufenden Spielzeit legte. Ich schätze den regelmäßigen und persönlichen Kontakt zu den Fans an Spiel- wie auch Trainingstagen. Ich werde mein Bestmögliches tun, um die Fans zu begeistern."

Du hast zu Beginn Deiner Amtszeit deutlich gesagt, dass unsere Nachwuchsabteilung eine wichtige Rolle in Deiner Arbeit als Chef-Trainer der 1. Mannschaft spielt. Wie meintest Du das?

Secerli: "Mir ist es wichtig, sehr gut einschätzen zu können, welche Talente in absehbarer Zeit aufrücken können. Daher bin ich in einem kontinuierlichen Austausch mit den Trainerkollegen der Leistungsmannschaften, der Nachwuchs-Leitung und der Sportlichen Leitung. Zudem arbeite ich in Sondertrainingseinheiten zusammen mit den Talenten der U19 und U23. Punktuell integrieren wir die besten Talente in das Training der 1. Mannschaft. Die enge Verzahnung zwischen U19, U23 und der 1. Mannschaft und die Anbindung der Talente wird langfristig die Basis für den Erfolg bilden."

Wie sieht Deine Trainingsplanung im Vorfeld einer Einheit aus?

Secerli: "Ich beziehe immer unsere gut aber auch schlecht erlernten Automatismen in die Abläufe ein. Von der Personal- und Zeitplanung bis hin zum Festlegen der athletischen, technischen, mentalen und taktischen Schwerpunkte halte ich alles fest und bespreche es vor jeder Einheit mit dem Trainerteam. Anschließend findet in der Regel eine Trainingsvorbesprechung mit dem Team statt, so dass sich unsere Spieler vor allem mental rechtzeitig einstellen können. Auch Einzelgespräche mit individuell zugeschnittenen Videoszenen nutzen wir, um die Entwicklung im individualtaktischen Bereich zu optimieren. Zusammenfassend kann man sagen, dass meine Trainingsplanung variantenreich, herausfordernd, intensiv und auf das ganze Funktionsteam aufgeteilt ist. Besonders wichtig ist mir, dass in zwei Dritteln der Trainingseinheiten unsere wichtigsten Spielabläufe enthalten sind, den Rest der Inhalte variieren wir."

Serkan, was ist das Schöne am Rhein-Neckar-Stadion?

Secerli: "Das Schöne am Rhein-Neckar-Stadion ist, dass es auch für höhere Klassen tauglich ist." (grinst)

Deine schönste Erfahrung beim VfR seit Deinem Amtsanritt?

Secerli: "Die Freude von unserem treuen Fan Max zu erleben, wenn er in unserer Mitte ist und unsere Siege mitfeiert."

Wie dürfen wir uns Dich privat vorstellen, wo trifft man Dich in Mannheim?

Secerli: "Sehr leidenschaftlich. Grundsätzlich ist Fußball mein Leben, neben meiner Arbeit bei der SAP. Davor und danach verbringe ich von Herzen gerne Zeit mit meiner Familie, spiele Tennis oder treffe mich mit Freunden. Sofern es der Zufall will, trifft man mich in der näheren Umgebung des Wasserturms oder beim Feiern nach einem Sieg."

Deine Wünsche für 2019?

Secerli: "Ich wünsche der ganzen VfR-Familie viel Gesundheit und dass wir alle am 34. Spieltag das Jahr 2019 als wahnsinnig bezeichnen können, wenn wir triumphieren."

Vielen Dank Serkan, für das Interview!



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