Donnerstag, 09.08.2018
Ein Traum wird wahr
Schiedsrichter Sven Gadow erreicht Finale beim größten europäischen Jugendturnier
Sven Gadow (rechts) mit Schiedsrichter Jari Vahtera (2. von links) sowie den Assistenten Lauri Antero Kuvaja (2. von rechts) und Timon Oliver Schulz (links) vor dem Finale der U 17-Mannschaften
(sg) Nach seinen beiden Gastauftritten in den benachbarten Niederlanden bei den Easter Open bzw. dem North Limburg Cup reiste VfR-Schiedsrichterabteilungsleiter Sven Gadow in der letzten Juliwoche zum größten europäischen Jugendturnier, dem Dana Cup im norddänischen Hjörring.
Seit 1982 ist die etwa 25.000 Einwohner zählende Stadt in der Region Nordjylland Austragungsort von Dänemarks größtem Sportereignis. Mit über 1000 teilnehmenden Mannschaften aus 50 Ländern ist der Dana Cup sogar das drittgrößte Fußball-Jugendturnier der Welt. Aus 24 Ländern reisten insgesamt 264 Schiedsrichter in den hohen Norden Dänemarks, um binnen 5 Tagen weit über 2.400 Spiele auf mehr als 65 Spielfeldern zu leiten, unter ihnen auch Sven Gadow aus Mannheim. Während er bei den ersten beiden Turnieren im Ausland einer von mehreren Schiedsrichtern des Badischen Fußballverbandes war, trat er nun beim dritten internationalen Einsatz als einziger Schiedsrichter in den badischen Farben an, was eine besondere Herausforderung, aber auch große Verpflichtung war.
"Natürlich stellten die Schiedsrichter des DFB die größte Gruppe ausländischer Schiedsrichter, noch vor den Delegationen Englands oder Polens", so Gadow. "Wenn du dann als Einziger das bfv-Logo auf dem Poloshirt trägst, dann wird dir unmittelbar bewusst, was das im Einzelnen eigentlich bedeutet. Auch wenn man anfänglich dachte, ich käme aus Bayern", lacht der 41-jährige aus dem Stadtteil Vogelstang und macht jedoch sofort deutlich, dass es nur kurze Zeit dauerte, bis man unter den Schiedsrichtern wusste, dass der bfv für Baden und nicht für Bayern steht. "Dass dieser Irrtum sofort bereinigt wurde, daran hatten alleine schon die Kollegen aus dem Freistaat ein sehr ernstes Interesse", so Gadow mit einem Augenzwinkern.
Er macht aber auch sofort deutlich, dass die Kollegialität gerade unter den deutschen Schiedsrichtern extrem positiv war und untermauert das auch gleich mit einem Beispiel. "Als ich am Sonntag per Flugzeug in Aalborg anreiste, musste ich erschreckend feststellen, dass mein Koffer offensichtlich nicht den Weg nach Dänemark geschafft hatte. So musste ich die ersten 30 Stunden beim Dana Cup mehr als nur improvisieren. So gab jeder Kollege das, was er nun einmal doppelt dabei hatte. Angefangen vom Handtuch und der Zahnbürste bis hin zum Schiedsrichtertrikot und den Fußballschuhen. Dieses Verhalten der Gruppe hat mich mehr als beeindruckt. Trotzdem war ich dann doch sehr glücklich, als ich am Montagabend nach der Eröffnungsveranstaltung meinen eigenen Koffer wieder in den Händen halten konnte."
Und diese gerade angesprochene Eröffnungszeremonie sollte es in sich haben. "Da läufst du in die Nord Energi Arena ein, welche Heimat des dänischen Zweitligisten Fortuna Hjörring ist und die mit 5.000 Zuschauern bis auf den allerletzten Platz gefüllt ist", gerät Gadow nach wie vor ins Schwärmen und berichtet auch davon, dass seine Familie daheim das Event per Internetschaltung live im Dänischen Fernsehen verfolgen konnte. "Das war Gänsehaut pur und habe ich so auch noch nie erlebt."
Von den letztlich 13 geleiteten Spielen sind ihm 4 in besonderer Erinnerung geblieben. "Logischerweise das erste Spiel beim Dana Cup zwischen zwei norwegischen Mannschaften, welches nicht in Hjörring, sondern im etwa 18 km entfernten Hirtshals stattfand. Hier konnte ich vom Spielfeld aus direkt aufs Meer schauen, das war unglaublich. Dann leitete ich eine Partie zwischen einer peruanischen und einer georgischen Mannschaft. Dass das Team aus dem Andenstaat am Ende des Turnieres im Finale ihrer Altersklasse stehen würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen. Hier musste ich nach 3, ja nach 3 Minuten bereits den Trainer der Georgier entfernen lassen, welcher mit seiner Emotion eindeutig überfordert war. Das dritte Spiel war ein Sechzehntelfinale zwischen einem deutschen und einem norgwegischen Team. Hier gab es leider bereits vor dem Spiel Kritik an der Schiedsrichteransetzung, man hätte sich hier gerne einen neutralen Spielleiter gewünscht. Doch da wir wie immer keinerlei Einfluss auf die Einteilungen hatten, mussten wir es so nehmen wie es war. Leider führten die Deutschen recht schnell und der Frust bei den Norgwegern machte sich breit, was in drei Platzverweisen endete. Das war schade und hat mich auch sehr enttäuscht. Wenigstens hatte der Trainer sportlichen Anstand und machte die eigene Niederlage nicht an meiner Person fest, Objektivität hat sich halt schon immer bewährt. Ja und dann kam das 4. Spiel und das war am Samstag das Finale bei der U 17."
Und während diese Worte fallen, beginnen seine Augen an zu leuchten. Normalerweise wäre das Turnier für Sven Gadow nämlich am Freitagabend mit dem Halbfinale bei der U16 beendet gewesen. "Das Spiel pfiff ein Kollege aus dem Verband Mittelrhein und wir haben uns nach dem Spiel direkt alle ein Bier gegönnt und auf das Turnier angestoßen." Doch nach seiner Rückkehr in die Unterkunft aller Schiedsrichter musste er nochmals ins Main Office wo ihm die positive Nachricht überbracht wurde. "Ich musste mich erstmal kneifen und konnte mein Glück kaum fassen." Selten bekommen Schiedsrichter, welche zum ersten Mal beim Dana Cup zum Einsatz kommen, einen Finaleinsatz. Umso größer war die Freude. Und so stand Sven Gadow am Samstag im U17-Finale zwischen den norwegischen Teams von Gneist IL und Vidar FK als 4. Offizieller gemeinsam mit dem finnischen Schiedsrichter Jari Vahtera und dessen Landsmann Lauri Antero Kuvaja sowie dem deutschen Kollegen Timon Oliver Schulz aus Niedersachsen auf dem Spielfeld der Nord Energi Arena zu Hjörring, welche wieder gut gefüllt war.
Und das auch dieses Spiel seine Familie daheim in Mannheim verfolgen konnte, macht ihn richtig stolz. "Auch dieses Spiel wurde live im Dänischen Fernsehen übertragen. Wenn du dann im Mittelkreis gemeinsam mit den Kollegen die Nationalhymnen verfolgst, dann bekommst du nur noch Gänsehaut." Nach dem Spiel bekamen alle 4 Schiedsrichter die goldene Dana Cup Medaille, welche explizit nur an die Finalschiedsrichter ausgegeben wird." Dass ich diese Auszeichnung abschließend erhalten habe, war größter Dank und Anerkennung meiner Leistungen. Vielleicht gelingt es mir noch einmal irgendwann selbst ein Finale beim Dana Cup zu leiten. Doch bis es soweit ist, kann ich mit großer Dankbarkeit sagen - ein Traum wurde wahr."
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