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Dienstag, 10.04.2018

Der Nachwuchs des VfR Mannheim geht innovative Wege

Boris Scheuermann und Ralph Lee im Interview


Jugend-Abteilungsleiter Ralph Lee (links) und Sportvorstand Boris Scheuermann (rechts) zusammen mit einem der großen Jugendsponsoren Akin Erdem (Mitte) bei der Nachwuchszentrumseinweihung im September 2017

(vfr) Die Jugendabteilung des VfR Mannheim geht neue Wege. Von Altlasten wurde sich gelöst, nun nutzt der Verein das neue Nachwuchszentrum für einen Aufbruch im Gesamtverein. Es soll nicht nur ein Versuch sein, sondern durch nachhaltige Arbeit wirklich etwas im Club passieren. Die Senioren und die Jugend stehen im engeren Austausch, da neue Kommunikationsstrukturen geschaffen wurden und die Beteiligten Boris Scheuermann, Ralph Lee und Serkan Zubari im engen Austausch stehen. Auf vielen Ebenen herrscht Bewegung.

Das Konzept der Verantwortlichen sieht vor, dass man den Leistungsfußball fördern und entgegen den NLZ-Strukturen dem Breitensport bewusst eine Heimat geben möchte. "Der VfR Mannheim soll eine sportliche Heimat für alle interessierten Mannheimer bieten", so Sportvorstand Boris Scheuermann. Dem Sportvorstand ist es wichtig, dass man auf die Tradition und Vereinshistorie stolz ist, nun aber mit innovativen Ideen und Manpower die Zukunft des Clubs gestaltet – und zwar mit dem Blick nach vorne gerichtet.

Der VfR Mannheim ist derzeit nur mit der U19 in der Verbandsliga vertreten und möchte in naher Zukunft seine Leistungsmannschaften wieder in die höherklassigen Nachwuchs-Ligen führen. Ein Prozess, der nicht von heute auf morgen umzusetzen ist. "Das geht nur mit einem nachhaltigen Vorgehen", stellt der neue Nachwuchs-Chef Ralph Lee klar.

Für die Öffentlichkeitsarbeit der Jugendabteilung wurde ein ehemaliger VfR-Trainer installiert. Dustin Paczulla hat zu Beginn des Februars die Repräsentation der Jugendabteilung übernommen. Der 24-jährige NLZ-Trainer von Rot-Weiß Oberhausen war bereits zu Zeiten des ehemaligen VfR-Cheftrainers Kenan Kocak stark beim VfR Mannheim eingebunden und erklärt: "Ich helfe dem Verein sehr gerne, hier ist vieles möglich und der Kontakt ist nie abgerissen. Hier ist gerade infrastrukturell viel entstanden."

Ebenfalls gibt es viel Bewegung im Torwart-Bereich des Clubs. Mit Thomas Jack hat man einen sehr bekannten Torwarttrainer installiert. Jack bastelt gerade an einem sehr spannenden Torwartkonzept, um die Schlussmänner der Jugendabteilung langfristig zu entwickeln. Lars Andersson hat die Koordination der "kleinsten" Kicker im Club übernommen, sprich von U5 bis zur U9. Zusätzlich leitet er die Trainingscamps. Unterstützt wird die Jugend weiterhin tatkräftig vom Förderverein "Soccer Kids", dessen 1. Vorsitzender weiter Christian Kühnle bleibt.

Serkan Zubari agiert seit einiger Zeit als Sportlicher Leiter der U23 und U19 und steht in sehr engem Austausch mit der Jugend, so dass auch hier die Vereinsaktivitäten wieder richtig mit Leben gefüllt werden. Ralph Lee hat in den letzten Monaten gemeinsam mit Boris Scheuermann an vielen Stellschrauben gedreht, so dass sich beide einem Interview stellen.


Ralph Lee im Gespräch mit www.vfr-mannheim.de

VfR.de: Hallo Ralph, du hast die VfR-Jugend im letzten Jahr übernommen. Wie kam es dazu?

Persönlich habe ich viele tolle Menschen und Erlebnisse in meinem Sportleben kennen gelernt. Dies der nächsten Generation Mannheimern mit meinen Fähigkeiten mitzugeben ist meine Motivation.

VfR.de: Du hast in der kurzen Zeit viele innovative Ideen mitgebracht und auch schon in der Praxis umgesetzt. Zum Beispiel wird vieles über den digitalen Weg gelöst. Was kommt in Zukunft noch?

Der Megatrend Digitalisierung macht auch vor dem Vereinsleben und Fußball nicht halt: Adidas engagiert sich über eine Beteiligungsgesellschaft an digitalen Geschäftsideen. Der DFB organisiert den Spielbetrieb über eine digitale Plattform DfBnet.org. Die Kommunikation in Trainingsgruppen läuft seit Jahren über eine Handvoll Spezial-Apps und WhatsApp. Kein Live-TV-Spiel mit zahlreichen Datenstatistiken. Jeden Monat kommen einige neue digitale Services im Fußball dazu. Die Kulturpessimisten werden sagen: "brauchen wir nicht, Fußball ist ganz einfach." Wir beim VfR beschäftigen uns mit diesen Innovationen und überlegen genau, welche der Maßnahmen uns helfen, die Qualität in der Fußballausbildung zu verbessern. Zum Beispiel haben wir ein Video-Kamerasystem fürs Stadion bestellt, um Spiele live zu übertragen. Und im Nachwuchszentrum wird es ab Sommer ein Video-Kamerasystem geben, das den Trainern zur Spielanalyse zu Verfügung steht. Es wird aber auch ganz banale Maßnahme geben. Wie z.B. einen digitalen Mitgliedsantrag oder ein CRM-System, das unsere Mitglieder- und Sponsoringmaßnahmen strukturiert.

VfR.de: Die Leistungsmannschaften des VfR Mannheim sind leider eher in den unteren Ligen vertreten, sprich nur noch die U19 ist auf Verbandsliga-Niveau unterwegs. Als VfRler schmerzt das. Wie lautet hier die Zielsetzung der nächsten Jahre?

Schmerz ist gut. Das baut Veränderungsdruck auf. Den nutzen wir gerade.

VfR.de: Wie packt man diese Aufgabe an?

Leidenschaft. Geduld, Schweiß und Tränen. Wir versuchen, alle Beteiligten in die Veränderungen einzubeziehen. Wir haben eine Strategie für den Nachwuchsbereich entwickelt und sind gerade dabei, eine Strategie für den Gesamtverein auszurollen. Mit der neuen Vision und Mission geben wir den Menschen Kraft, diese Veränderung zu tragen. Parallel stoßen wir viele kleine Einzelmaßnahmen an, um zu zeigen, dass sich etwas verändert. Und all das zahlt darauf ein, der attraktivste Verein für Nachwuchsfußball im Herzen Mannheims zu werden.

VfR.de: Der untere Bereich stabilisiert sich bereits deutlich, wo wurde hier an den Stellschrauben gedreht?

Ehrlich gesagt waren es die glücklichen Umstände, dass tolle Kinder, Eltern und Trainer den Weg zum Verein gefunden haben. Wir gehen davon aus, dass die Talentverteilung über die Welt gleich ist. Jetzt schauen wir mal, was wir daraus entwickeln können.

VfR.de: Das neue Nachwuchszentrum bietet eine tolle Infrastruktur, ein Meilenstein für den gesamten Verein. Wie sehr tat dieser strukturelle Wandel der Jugendabteilung gut?

Sehr! Alleine der Zusammenhalt und das gemeinsame Erreichen des Ziels motiviert viele Mitglieder, weiterzugehen. An den funkelnden Augen vieler Fußballbegeisterter, die das Gelände zum ersten Mal betreten, kann ich mich nicht sattsehen. Dennoch vollendet erst der Spielbetrieb die Anlage mit Leben. Und hoffentlich bald auch die sportlichen Erfolge.

VfR.de: Welche baulichen Maßnahmen sind für die Zukunft noch in Planung?

Der nächste Kraftakt wird die Verlegung unseres Kiosks an die neuen Plätze sein. Das Pflastern des Laufweges zu den neuen Plätzen und eine Rasenfläche zum Aufwärmen und Verweilen an den neuen Sportplätzen. Wenn das abgeschlossen ist, sondieren wir die Optionen Kabinentrakt und Funktionsräume.

VfR.de: Wird es wieder mehr Events der Jugend geben, wo viele Menschen zusammenkommen?

Definitiv. Am 7. Juli wird unser SE-Immobilien-Cup stattfinden. Eingeladen sind 100 Jugendmannschaften in vier Altersklassen. Dazu werden ein Rahmenprogramm mit Public Viewing der WM-Spiele und spannende Fußballattraktionen einen neuen VfR Mannheim zeigen. Einen VfR, der mit offenen Armen die Menschen der Stadt Mannheim empfängt und ein attraktives Erlebnis prägt.

VfR.de: Leider gibt es noch, wie in der C-Jugend, Klatschen von 0:9 etc., wo sich viele Mannheimer die Frage stellen: Wie kann das sein?

Da arbeiten wir dran. Aber wir müssen leider noch eine ganze Zeit respektieren, dass andere Vereine in der Vergangenheit mehr für den Nachwuchs getan haben. Die Zeit von fünf Jahren müssen wir uns geben. Sportliche Leiter, Trainerschulungen und Spieler sind bereits auf dem Weg.


Boris Scheuermann im Gespräch mit www.vfr-mannheim.de

VfR.de: Hallo Boris, Du bist seit zig Jahren in der Verantwortung beim VfR Mannheim. Wie sehr tut die neue Infrastruktur dem Verein gut?

Die neue Infrastruktur bildet die Basis für die Zukunft unseres VfR Mannheim. Wir waren hier infrastrukturell an Grenzen gestoßen. Nun haben wir für unsere Jugend und den Gesamtverein eine Platzsituation geschaffen, die in der Region sicherlich zu den besten gehört. Nur ein Beispiel: wir konnten in diesem Winter jede gewünschte Trainingseinheit durchführen und hatten nicht mit witterungsbedingten Ausfällen zu kämpfen.

VfR.de: Es war ein langer Weg, das Projekt Nachwuchszentrum umzusetzen. Beschreibe den Weg doch einmal kurz.

Das war wirklich ein langer Weg, der fast unmöglich ist, kurz beschrieben zu werden, aber ich versuche es: Es ist uns gelungen, viele mit auf diesen Weg zu nehmen. Von der Stadt Mannheim über den badischen Sportbund, die Dietmar-Hopp-Stiftung bis letztendlich hin zu einer Vielzahl an Mannheimern und VfRlern. Diese alle haben mit ihren großen und kleinen Beiträgen überhaupt erst das Projekt ermöglicht. Und dann war da natürlich intern viel zu erledigen. Der Marketingkreis war – wieder einmal – sehr aktiv. Besonders zu erwähnen ist aber mein Bruder Torben, der die Projektleitung übernommen hatte und die Umsetzung hautnah begleitet hat. Sein Engagement war außergewöhnlich. Letztendlich kann man hier aber allen nur ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung sagen!

VfR.de: In der ersten Mannschaft des VfR Mannheim herrscht Stabilität. Die letzte Saison wurde bereits erfolgreich abgeschlossen, aber auch in der aktuellen Spielzeit ist das Team oben in der Tabelle. Sieht das Konzept vor, junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs langfristig mit einzubinden?

Natürlich wollen wir Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in den Seniorenbereich einbinden, sehr gerne auch bei der ersten Mannschaft. Entscheidend hierfür ist aber die Qualität des Spielers. In den letzten zwei, drei Jahren gab es ja auch wieder die ersten Spieler, die an den Kader herangeführt wurden und mittrainiert haben bzw. auch zu Einsätzen kamen. Unser Bestreben ist es, von der Jugend durchlässig in die erste Mannschaft zu werden. Deshalb stärken wir auch aktuell die U23 wieder, um hier einen Zwischenschritt für junge Spieler anbieten zu können. Aber auch das benötigt noch Zeit und Geduld – und vor allem Arbeit!

VfR.de: Die Jugendabteilung musste schwere Rückschläge hinnehmen, irgendwann hast Du mit Deinen Mitstreitern entschieden, Ralph Lee als Abteilungsleiter Kinder- und Jugendfußball zu installieren. Wie kam es zu dieser Entscheidung und was erwartet Ihr von Ralph?

Ich kenne Ralph schon lange über die Privatmannschaft des VfR, für die er aktiv war und ist. Als sein Sohn beim VfR mit dem Fußballspielen bei den Bambinis begann, übernahm Ralph ja auch bald das Training dieser Mannschaft. Ich habe seitdem intensiv mit ihm Kontakt bezüglich des Themas Jugendarbeit gehabt und mir war schnell klar, dass er uns hier bereichern kann. Er hatte Visionen, Strategien, Ideen – alles Dinge, die uns zuvor gefehlt hatten. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich nie gedacht hätte, dass er sich aufgrund seiner beruflichen Verpflichtungen so in den Verein einbringen kann. Als er mir hier seine Bereitschaft signalisierte, war mir klar – das ist unsere Chance für einen Neuanfang, für einen Aufbruch. Und auf diesem Weg sind wir nun. Aber es ist erst der Anfang des Weges. Dessen sind wir uns bewusst, werden weiter arbeiten, Geduld haben und uns Schritt für Schritt verbessern.

VfR.de: Die baulichen Maßnahmen haben dazu geführt, dass ein Mitgliederzuwachs zu spüren ist. Gerade im Grundlagenbereich ist der VfR Mannheim wieder richtig attraktiv, Leistungsfußball und Breitensport sind die Zukunft. Wie kann man sich das im Kontext vorstellen?

Wir wollen allen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, das blau-weiß-rote Trikot zu tragen. In der Vergangenheit hatten wir gerade in den oberen Jugendklassen nur den Leistungsgedanken. Dadurch haben wir viele Kinder, die seit jungen Kinderjahren stolz das VfR-Trikot trugen, auf dem Weg zu den Senioren verloren. Das darf nicht mehr sein. Mittel- und langfristig soll es für jeden auf allen Ebenen die Möglichkeit geben, bei seinem VfR Fußball zu spielen. Im Winter haben wir wieder eine C2 und eine B2 installiert, eine A2 wird folgen. Irgendwann dann vielleicht auch eine dritte Mannschaft im Seniorenbereich.

VfR.de: Es ist klar, dass die Ergebnisse nicht von heute auf morgen erzielt werden können, wie viel Zeit gibt sich der Verein für den Neuaufbau in der Jugend?

Wir geben uns die Zeit, die es braucht. Wobei ich Ergebnisse nicht nur am Spiel am Wochenende auf dem Fußballplatz festmachen würde. Ergebnisse sind auch, dass wir aktuell z.B. mehr als 30 Spieler für die B-Jugend haben – vor zwei Jahren mussten wir diese wegen Spielermangel in der Rückrunde abmelden! Das sind Ergebnisse der täglichen Arbeit. Und diese Arbeit wird sich auch irgendwann in den Spielergebnissen widerspiegeln. Aber ganz klar ausgedrückt: wir können nicht erwarten, dass wir in Monaten die Defizite von Jahren beheben. Deshalb wird das ein mittelfristiger Prozess mit viel Arbeit, Schweiß, Herzblut und Leidenschaft sein.

VfR.de: Viele Menschen sprechen über die neue Infrastruktur des Vereins, die seit Jahren fällig war, nun hat man die Sportanlage. Spürst Du bei den Jugendlichen eine Aufbruchstimmung?

Ja, ich spüre sogar im gesamten Verein eine Aufbruchstimmung. Ich kenne fast alle "alten Gesichter" beim VfR und aktuell werden es immer mehr neue in allen Bereichen. Wir brauchen frisches Blut, um zu wachsen. Wir sind auf einem guten Weg – in der Jugend und im Gesamtverein!



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